Der Krieg in der Ukraine: potenzielle Auswirkungen auf die Lieferkette

05.04.2022Przemysław Prolejko

Die Krise in der Ukraine und die Invasion Russlands könnten sich real auf die folgenden Schlüsselbereiche mit spürbaren Folgen für die Lieferkettenstabilität auswirken.

Halbleiter

Laut der Information der taiwanesischen Regierung vom 26. Februar sieht Taiwan (Firmensitz von TSMC) nur geringe Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Versorgung mit wichtigen Rohstoffen für die Halbleiterherstellung vor.

Die wichtigsten Rohstoffe für die Fertigung von Chips sind Neon und C4F6 sowie Palladium. Die Ukraine ist der weltgrößte Hersteller von Neon. Russland produziert auch Neon, Palladium und C4F6.
Taiwanesische Chiphersteller verbrauchen nach eigenen Angaben wenig Palladium und weder die Ukraine noch Russland sei eine wichtige Quelle dieses Rohstoffs für das Land. Behörden zufolge sind keine sichtbaren Auswirkungen zu erwarten. Auf der Insel befänden sich bereits Neonvorräte und die Lieferkettenketten seien so diversifiziert, dass keine wesentlichen Auswirkungen kurzfristig zu erwarten seien, so die Behörden.

Chiphersteller haben derzeit einen zusätzlichen Vorrat für etwa vier Wochen und es kann zu einer längeren Lieferstörung aufgrund von Kriegshandlungen kommen. Etwa 90% des Neons für die Chipherstellung soll aus Russland kommen, wobei etwa die Hälfte davon von einer Drittfirma in Odessa gereinigt wird. Die Erschließung von alternativen Quellen erfordert langfristige Investitionen bevor der Weltmarkt versorgt werden kann.

Taiwan hat sich den von demokratischen Ländern gegen Russland auferlegten Sanktionen angeschlossen und die Auswirkungen könnten sich bemerkbar machen, wenn der Konflikt länger andauert.

Fracht

Der Krieg könnte zu weiteren Problemen mit der ohnehin schon fragilen Logistik führen, indem er sich auf den Schienen-, Luft- und Seeverkehr auswirkt.

Obwohl der Schienenverkehr nur einen kleinen Anteil am gesamten Güterverkehr zwischen Asien und Europa ausmacht, nimmt er seit 2011 stetig zu und spielt bei den jüngsten Verkehrsstörungen eine wichtige Rolle.

Zurzeit werden Züge außerhalb der Ukraine umgeleitet und Eisenbahnverkehrsexperten sind optimistisch, dass sich Störungen auf ein Minimum beschränken lassen. Der SWIFT-Ausschluss Russlands könnte jedoch die reale Transportmöglichkeiten über Russland aufgrund von Überweisungsproblemen stark beeinträchtigen.

Der Schienentransport kann wesentlich reduziert werden und Sendungen können auf die Seefracht oder sogar auf die weitaus teurere Luftfracht verlagert werden, wenn keine Container verfügbar sind.

In diesem Szenario ist ein starker Anstieg der See- und Überseefrachtsätze zu erwarten. Obwohl sie schon jetzt sehr hoch sind, können sich die steigenden Erdölpreise infolge des Konflikts auch auf die Frachtsätze in Richtung einer weiteren Preissteigerung auswirken.

Energie – Erdöl und Erdgas

Während die steigenden Erdölpreise die Frachtpreise steigen lassen, beeinflussen die höheren Erdgaspreise ebenfalls die Lieferkette. Erdgas nimmt bei der Stromerzeugung immer mehr an Bedeutung zu und die europäischen Länder sind über mehrere wichtige Pipelines von russischen Gaslieferungen abhängig (Russland ist mit einem Anteil von etwa 35% der größte Erdgaslieferant Europas).

Die Abhängigkeit von russischem Gas wurde als der Hauptgrund dafür genannt, dass mehrere europäische Länder vorerst zögerten, Russland von dem SWIFT-Zahlungssystem abzukoppeln.

Obwohl ein komplettes Stoppen der russischen Gaslieferungen zurzeit unwahrscheinlich ist, werden selbst kleine Störungen erhebliche Folgen haben, zumal ca. 10% der gesamten Flüssigerdgaslieferungen (LNG) durch die Ukraine fließen und diese Pipelines durch den andauernden Konflikt beschädigt werden könnten. Im schlimmsten Fall könnte Russland, das den eigenen Gasexport nach Europa bereits reduziert hat, die Exporte infolge der westlichen Sanktionen weiter einzuschränken.

Die globalen Gasreserven sind wegen der Pandemie niedrig und die Energiepreise steigen bereits in die Höhe, was Folgen für Verbraucher und Industrie hat. Erdgas (LNG) aus den USA und dem Katar soll der EU helfen, Unterbrechungen von Gaslieferungen über die Ukraine zu überstehen.

Ein kompletter Lieferstopp würde katastrophale Folgen für Europa haben. Andererseits wären die finanziellen Auswirkungen dieser Entscheidung auch für Russland erschütternd, insbesondere angesichts der bereits auferlegten Sanktionen.

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