Herausforderungen für die Elektronikindustrie in Polen

04.11.2021Przemysław Prolejko

Die Elektronikindustrie ist einer der am schnellsten wachsenden Sektoren, sowohl weltweit als auch in Polen. Es wird einerseits durch den dynamischen technologischen Fortschritt und andererseits durch die zunehmende Automatisierung der Unternehmen in verschiedenen Industriezweigen beeinflusst, die zum großen Teil von der Lieferung von elektronischen Komponenten abhängig sind.

Elektronik ist in vielen Bereichen unverzichtbar geworden - von der Unterhaltungselektronik, die in jedem Haushalt zu finden ist, über spezialisierte Lösungen für verschiedene Branchen bis hin zu professionellen Anwendungen in der Industrie. Der Trend der Elektronisierung unseres Lebens wird sich noch verstärken, und immer mehr Bereiche werden auf elektronischen Produkten basieren.

Auch wenn die Entwicklung der Elektronikindustrie einschließlich der Auftragsfertigung weiter fortschreiten wird, wird dieser Wirtschaftszweig auch mit Herausforderungen konfrontiert. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Herausforderungen für die EMS-Branche in Polen dar.


Steigende Löhne

Trotz sukzessiv steigender Löhne bleibt Polen im Vergleich zu den westeuropäischen Ländern ein attraktiver Standort in Bezug auf die Arbeitskosten. Polnische Arbeiter sind qualifiziert, verdienen aber viel weniger als Fachkräfte mit vergleichbaren Kompetenzen aus den alten EU-Staaten. Der Trend des Kostenvorteils für die Arbeitgeber dürfte in den kommenden Jahren weiter bestehen, da Löhne in Polen um einen Prozentpunkt schneller steigen als der Verbraucherpreisindex (jährliche Wachstumsrate, CAGR, 2009-2013).

Da der Kostenvorteil im Laufe der Zeit abnehmen wird (und polnische Löhne sich den westeuropäischen annähern werden), können polnische Auftragselektronikhersteller dank ihrer hochqualifizierten und erfahrenen Arbeitskräfte einen Mehrwert anbieten. Es erfordert eine kontinuierliche Erhöhung der Qualifikationen, Anpassung des Ausbildungsangebots an die Bedürfnisse der Unternehmen, Stärkung der Innovationskraft und der Marken von einzelnen EMS-Anbietern, sowie die Einführung von optimalen Verwaltungspraktiken.


Fortschreitende Automatisierung der PCB-Montage

Wettbewerbsfähige Lohnkosten sind nicht der einzige Vorteil, den Polen und die polnischen Auftragselektronikhersteller anbieten können. Der heimische Markt entwickelt sich schnell. Zulieferer, die sich auf die Montage konzentrieren und den Preis pro Bauteil festlegen, verlieren allmählich Kunden. Kundenanforderungen wachsen und werden langsam zum Standard. Eine von ihnen ist die fortschreitende Automatisierung der Produktionsprozesse.

Mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten, ist eine Herausforderung für einheimische EMS-Anbietern, die weniger mit dem Bewusstsein der Veränderungen und der Notwendigkeit einer kontinuierlichen Entwicklung zusammenhängt, und vielmehr mit dem Eigenkapital und der Wissensbank, die über Jahre innerhalb der Organisation aufgebaut wurde.

Wegen des mangelnden Kapitals nutzte die heimische Elektronikindustrie, die hauptsächlich aus kleinen und mittleren Unternehmen besteht, EU-Subventionen, um die Marktnachfrage zu befriedigen. Polen ist nach wie vor einer der führenden Mitgliedstaaten, wenn es um die effektive Nutzung der europäischen Fördermittel geht. Aber die Zuschüsse gehen zu Ende, wodurch eine der wichtigsten Möglichkeiten zur Finanzierung der eigenen Entwicklung ausgeschöpft wird. Die zweite wichtige Finanzierungsquelle sind Investitionen von ausländischen Partnern, die auf die Entwicklung polnischer Partner angewiesen sind. Auf diese Weise wachsen das Wissen, die Fähigkeiten und die Erfahrung der polnischen EMS kontinuierlich, was die Durchführung immer fortschrittlicherer Projekte zu partnerschaftlichen Bedingungen ermöglicht.


Innovationen - Industrie 4.0

Es wird davon ausgegangen, dass eine der Möglichkeiten zur Erhöhung der Margen in der Branche von ausgelagerter Halbleitermontage und Test (engl. Outsourcing of Assembly and Test; OSAT) ist die Implementierung von neuen Technologien und Lösungen im Rahmen des Industrie 4.0-Konzepts. Der wichtigste Vorteil für die OSAT-Industrie ist die Reduzierung der Personalanzahl durch Automatisierung und Steigerung der Effizienz der Lieferkette.

Die OSAT-Branche ist einer der größten Arbeitgeber in der Elektronikindustrie. Der hohe Bedarf an manuellen Tätigkeiten führte dazu, dass die Branche in Asien, wo die Löhne im Vergleich zu anderen Teilen der Welt viel niedriger waren, am stärksten wuchs. Doch die Trends ändern sich: In Reaktion auf die Erwartungen der asiatischen Arbeitnehmer steigen auch die Löhne.

Die Automatisierung und andere technische Lösungen der Industrie 4.0, wie das industrielle Internet der Dinge oder der breitere Einsatz von Systemen, die auf künstlicher Intelligenz basieren, ermöglichen die Einführung von vielen Verbesserungen. Dazu gehören unter anderem eine effektivere vorausschauende Wartung und Optimierung der Leistung von Maschinen und Produktionslinien, sowie der Einsatz von kollaborierenden Robotern, die eine Automatisierung von bisher nicht automatisierten Prozessen ermöglichen.

Nach den Prognosen der Analysten von Roland Berger kann der Einsatz von Industrie 4.0-Technologien in der Elektronikindustrie dazu beitragen, dass der ROCE-Index (engl. Return On Capital Employed) - der die Effizienz und Rentabilität von Investitionen aus dem Kapital des Unternehmers beschreibt - für Rentabilität um bis zu 20% und den Betriebsgewinn um bis zu 6% steigt.


Fusionen und Übernahmen

Die polnische Elektronikindustrie besteht trotz ihrer kontinuierlichen Entwicklung hauptsächlich aus kleinen und mittleren Unternehmen, die überwiegend seit einer Generation auf dem Markt tätig sind. Es bedeutet eine erhebliche Wettbewerbsfähigkeit auf dem EMS-Markt, aber auch eine Reihe von Problemen.

Dynamische, aber kleine und zersplitterte Unternehmen sind gerade dabei, ihr Kapital zu vermehren, so dass sie ein einfaches Ziel für Übernahmen sind. Ein kleiner EMS-Auftragshersteller verliert gegen die Marktkonzentration, die mit großen Unternehmen einhergeht - kapitalkräftige ausländische Großunternehmen haben die Ressourcen, um kleinere Marktteilnehmer zu übernehmen. Ebenso wichtig ist die fehlende Nachfolgeregelung, denn wenn sich der Gründer und Eigentümer eines Unternehmens aus dem Geschäft zurückzieht, verliert das Unternehmen seine Hauptantriebskraft und wird so zu einem leichten Ziel für Übernahmen oder scheitert allmählich an einer Verschlechterung der Qualität der angebotenen Leistungen.


Demografie

Die polnische Wirtschaft steht wie in den meisten entwickelten Ländern vor demografischen Herausforderungen. Diese könnten zu einem Stillstand des derzeitigen Wachstums führen: Ungünstige demografische Veränderungen in Verbindung mit einer niedrigen Arbeitsproduktivität und mangelnder Effektivität des Arbeitsmarkts.

Angesichts der Koronakrise hat Polen vorbildlich sein bisheriges Problem überwunden: die Quelle mangelnder Effektivität des Arbeitsmarkts, nämlich die relativ niedrige Beschäftigungsquote. Im letzten Quartal des Jahres 2020 erreichte die Beschäftigungsquote in der Gruppe der Erwerbstätigen (Personen im Alter von 18 Jahren bis zum Rentenalter) 75,6 Prozent. Dieses hohe Ergebnis ändert jedoch nicht die Tatsache, dass sich das Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt verschärfen wird, aufgrund der niedrigen Geburtenraten und der höheren Lebenserwartung, die auch für die demografische Krise in anderen europäischen Ländern charakteristisch sind.

Seit Anfang der 1990er Jahre in Polen fiel die durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Frau und lag im Jahr 2020 bei 1,378. Es ist das niedrigste Ergebnis seit 2016, als es bei 1,357 lag. Das Ergebnis ist eine zunehmende Alterung der Gesellschaft und Schrumpfung von Arbeitskräften. Die Situation erfordert tiefgreifende Arbeitsmarktreformen, die u. a. die Migrationsbilanz verbessern würden. Heute ist sie negativ, d.h. es wandern mehr Arbeiter ab als zu.

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